Wir müssen da mal ausmisten, dann haben wir endlich wieder Platz für uns!
[dropcap]D[/dropcap]rei Uhr nachts! Heinz rollt sich auf die linke Seite und Regina schnarcht leise vor sich hin. Rums! Ein lautes Krachen lässt Heinz senkrecht wie eine alte Sprungfeder aus den Kissen hochschnellen. „Einbrecher!“, geht es Heinz heißsiedend durch den Kopf. Mit weit aufgerissenen Augen tastet er auf dem Regalbrett über seinem Bett und sucht seine Notfall-Taschenlampe, haut dabei einen Porzellanhund vom Sockel, der Regina just ins Gesicht springt. „Aua! Hilfe! Heinz, was ist los?“, reibt sich Regina das schmerzende Auge. „Pst! Bloß kein Licht anschalten!“, raunt Heinz und schleicht sich, ohne Taschenlampe, durch das enge, dunkle Schlafzimmer.Heinz war schon immer etwas hilflos im Dunkeln
Ein unsicherer Schlenker durch die Ecke und Heinz kippt mit seinem Hinterteil den Stapel aus alten Badehandtüchern und jahrzehntealter Bettwäsche um. „Egal, ich muss den Täter auf frischer Tat ertappen!“, hämmert es Heinz durch den Kopf und er greift nach einem metallenen Kerzenauslöscher an der Wand, gleichzeitig räumt er zwei hängende Bierkrüge ab, die mit einem lauten Scheppern auf den Boden knallen. „Die Mistdinger konnte ich noch nie leiden!“, brummt Heinz vor sich hin. Im Flur angekommen, macht er Halt. Er lugt vorsichtig in die Küche – niemand da. Er wagt einen scheuen Blick ins Wohnzimmer – auch keiner. Schließlich atmet er tief durch und knipst das Flurlicht an.
Kein Einbrecher – aber was ist denn das?
„Fehlalarm, Regina!“, ruft er seiner Frau zu, die mit halb offenem Mund und blauem Auge in der Schlafzimmertür steht und an Heinz vorbei, nach rechts starrt. „Wie siehst du denn aus, mein Schatz?“ „Der doofe Porzellanhund von Mechthild ist mir ins Auge gehopst!“, entgegnete Regina trocken und zeigt nach rechts. „He?“, Heinz versteht nicht und lenkt seinen Blick dahin, wo Regina hinzeigt. „Deswegen der Krach!“ Heinz starrt in die Ecke. Ein riesiger Haufen aus Bildbänden, dicken Fotoalben, uralten Romanen und gesammelten Zeitschriften liegt zwischen morschen Regalbrettern, die in alle Richtungen aus dem Papierberg ragen. Heinz ist verwirrt, soll er nun froh sein oder nicht?
Wir müssen da mal ausmisten!
Er nimmt seine Frau in den Arm. „Reginchen, wir müssen da mal ausmisten. Du und ich. Wir lassen uns dabei viel Zeit. Schau mal, die Fotoalben behalten wir, deine Lieblingskochbücher auch. Aber die alten Zeitungen guckt sich kein Mensch mehr an, die kommen ins Altpapier. Du, die Bildbände können wir vielleicht sogar noch verkaufen, im Antiquariat oder ich gebe sie Thomas, der kennt sich doch im Internet aus, der kann sie da verkaufen über Ebay oder den Internet-Flohmarkt Shpock.“ Regina kuschelt sich in Heinz Arm. „Aber diese Porzellanviecher von Mechthild werfe ich gleich morgen früh in die schwarze Tonne! Ich habe sie nur wegen Mechthild hingestellt, falls sie mal zu Besuch kommt.
Lass uns rigoros alles wegwerfen, was wir nicht mehr benötigen!
Wenn wir schon mal dabei sind, unsere Schränke im Schlafzimmer …“ „Und der Stapel mit der Bettwäsche, die nach Mottenpulver stinkt …, ach Reginchen, lass uns rigoros alles wegwerfen, was wir nicht mehr benötigen. Vielleicht können die Leute bei der AWO noch das eine oder andere gebrauchen. Ich weiß auch, dass Katrin auf unser Rosengeschirr ganz heiß ist, das können wir ihr doch schenken, wir haben es fast noch nie benutzt.“ „Ja, Heinz, du hast Recht!“ Dann haben wir endlich wieder Platz für uns.“
Wieder Platz für uns zum Leben…
Vor Reginas blauem Auge schwebt in Gedanken ein wunderschönes Wohnzimmer, mit einem neuen Kuschelsofa, bei dem man die Füße hochlegen kann, dann erscheint ihr ein eleganter Schrank mit Glasvitrine für die Dinge, die ihr ans Herz gewachsen sind. Schließlich segelt an ihren Augen eine neue Essecke vorbei mit einer gepolsterten Eckbank, der Fußboden ist aus Kirschbaumparkett und die Wände sind frisch gemalert. Ja und eine nietennagelneue Küche mit viel Stauraum, einem Board für ihre Küchengeräte, einem funktionierenden Backofen und einem Herd mit Ceranfeld …“. Heinz ahnt, was seine Regina gerade denkt, schließlich kennt er sie fast ein halbes Jahrhundert!
Mit der Immobilienrente können wir uns dann noch schön einrichten…
„Weißt du, Reginchen, dann rede ich mal mit Katrin und Thomas. Die haben uns doch neulich gefragt, ob sie uns nicht das Haus abkaufen können, gegen Zahlung einer kleinen monatlichen Rente. Mmh, was meinst du? Die beiden verdienen doch sehr gut und sie lieben dieses Haus im Grünen hier. Wir hätten ein bisschen mehr Geld für neue Möbel und könnten bis in alle Tage sorglos hier leben.“ Renate lächelte. „Ja, mein Heinzbär, aber nun lass uns noch ein paar Stunden schlafen, bevor es morgen ans Entrümpeln geht.“
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Foto: Robert Kneschke/Shutterstock.com