Kreuzfahrt durch die Küche! – Gefährlicher Instandhaltungsstau!
Lisbeth schält Kartoffeln. Nichts Gutes ahnend guckt sie auf den Küchenfußboden, als sie ein leises, gleichmäßiges Blub, Blub, Blub vernimmt. Dieses Geräusch kennt sie.
Nein, nicht schon wieder!
„Nein, nicht schon wieder!“, geht es ihr durch den Kopf. Als ihre Filzpantoffel nasse Flecken bekommen, ist es klar. „Heino, der Abfluss!“ „Was sagst du?“, fragt Heino und patscht in eine inzwischen stattliche Pfütze, die sich auf den Fliesen ausbreitet. Heino stöhnt: „Du wolltest doch einen Ausflug ans Wasser machen, da hast du deinen See, mitten in der Küche!“ Regina rollt mit den Augen „Klar, gleich bastele ich mir ein Papierschiffchen und dann gehen wir auf Kreuzfahrt!“ „Kreuz, oh …“, Heino greift sich unwillkürlich an den Rücken und sein Knie zuckt, als er daran denkt, was jetzt kommt. Er schlappt in die Garage, holt einen rostigen Draht mit gekrümmter Spitze und schleppt sich zurück in die Küche.
Der Abfluss muss repariert werden!
„Platz da!“ Lisbeth schnappt sich schnell die geschälten Kartoffeln, kippt sie in einen Kochtopf und setzt ihn auf den Herd. Heino öffnet den Spülschrank, fegt mit einer Hand die inzwischen aufgeweichten Tüten und gesammelten Putzlappen auf den Fußboden und lässt sich langsam auf seine geschundenen Knie in den nassen Tütenberg fallen. „Schüssel!“, ruft er Lisbeth zu, die sogleich mit einer blauen Abwaschschüssel anrückt. „Kann ich dir irgendwie …?“ „Nein, kannst du nicht!“ „Wirklich nicht?“ „Nein, nun lass mich in Ruhe!“ Lisbeth geht vorsichtshalber ins Wohnzimmer. Heino schraubt die alten Rohre auseinander. „Plastikschrott, taugt alles nichts!“ Mit seinem krummen Draht angelt er kiloweise Haare und schwarzen Schlick aus dem Abflussrohr. Heinos Finger sind schwarz und nass. Er steckt die Rohre wieder zusammen. „Lisbeth, lass mal das Wasser laufen!“ Lisbeth eilt heran, öffnet den Wasserhahn.
Es will einfach nicht dicht werden!
Tropf, Tropf, Tropf, klingt es aus der blauen Schüssel. „Stopp, Mist, es will einfach nicht dicht werden! Ich brauche eine neue Dichtung aus dem Baumarkt. Lisbeth, geh schnell los, ich komme hier nicht mehr hoch!“ „Aber ich könnte doch Jens …“. „Lass unseren Nachbarn aus dem Spiel, der hat Besseres zu tun!“, donnert Heino. Und Lisbeth eilt wortlos zum Auto und fährt in den nächsten Baumarkt. Sie weiß, wonach sie suchen muss, denn Ersatzteile für die Spüle haben sie schon öfter gekauft. Und Lisbeth geht gern in den Baumarkt, aber hauptsächlich wegen der Blumen. Sie war auch gar nicht lange weg, vielleicht eine Dreiviertelstunde …
Und jetzt auch noch das Kreuz…
Rauch! „Um Himmels Willen, Heino!“ Der Qualm kommt aus der Küche, auf dem Herd glüht der Topf. Unter der Spüle hockt ihr Mann. Lisbeth hat ihn noch nie heulen sehen. „Lisbeth, ich komme nicht mehr hoch, meine Beine sind taub, meine Knie. Ich konnte nicht … Oh je!“ Hastig klettert Lisbeth über Heinos Füße, schaltet den Herd aus und öffnet das Fenster. „Nicht so schlimm, Heino!“ Dann schielt sie zu ihrem Mann herüber. „Zwei Zentner, das schaffe ich nicht.“ Ohne auf Heinos Winseln zu hören, geht sie aus dem Haus. Heino ist entsetzt. Er fühlt sich schrecklich, so hilflos.
Wir brauchen Hilfe!
Bald darauf hört er eine lachende Männerstimme und Lisbeth. „Jens!“ „Hallo Nachbar, na, wolltest du dir deine ganz persönliche Tropfsteinhöhle zulegen? Oder gibt es heute Tütensuppe mit Einlage?“ „Ach Jens, wie peinlich! Früher habe ich immer alles alleine repariert. Aber du weißt ja, meine Knochen sind nicht mehr die jüngsten und hundert Kilo sind verdammt schwer!“ Jens greift Heino unter die Arme und bald steht Heino in einer großen Wasserpfütze, in der vernebelten Küche. „Danke Jens, zum Essen kann ich dich heute nicht einladen. Ich glaube, wir brauchen erst einmal einen neuen Topf.“ „Ich fürchte, nicht nur das!“, lächelt Jens, schiebt die neue Dichtung auf das Rohr, räumt die nassen Utensilien aus der Küche und wischt alles trocken.
Vielleicht sollten wir über die Verrentung unseres Hauses nachdenken?
„Und was macht deine Stromleitung? Brennt das Licht im Wohnzimmer wieder?“ „Ja, ja!“, nickt Heino und atmet tief durch. Lisbeth platzt fast der Kragen. „Dein Leben hast du aufs Spiel gesetzt, du Verrückter!“ Heino seufzt: „Stimmt, Lisbeth. Hier müsste so einiges erneuert werden: die Stromleitungen, die Heizung, die Rohre. Eigentlich müssten wir hier vier Wochen lang ausziehen und eine Truppe Handwerker bestellen, die alles in Ordnung bringen. Aber das kostet!“ Lisbeth stuppst Heinz in die Seite: „Dann lass uns das doch mit der Verrentung von unserem Haus überlegen. Wir lassen alles renovieren, haben ein schmuckes Zuhause, in dem alles funktioniert und bleiben hier wohnen bis ans Ende unserer Tage …“. „Hast Recht, Lisbeth, ausnahmsweise …!“
Vereinbaren Sie gleich Ihre kostenlose Erstberatung
Foto: Andrey Popov/Shutterstock.com